24-Stunden-Rudern in Berlin

Neuer Streckenrekord:

241 Kilometer!

Mitte Juni fand in Berlin das traditionelle 24-Stunden-Rudern der Ruder-Union Marathon e.V. statt. Diese Veranstaltung ist wohl die einzige Marathon-Regatta, bei der die Mannschaften komplett und ohne Ablösung im B-Zweier mit Steuermann abzüglich einer 30minütigen Pause 24 Stunden auf dem Wasser sind.

Das Wetter zeigte sich an diesem 15. und 16. Juni von seiner besten Seite: um die 20 'C, heiter bis wolkig und nur mäßige Winde - also nahezu ideale Wettkampfbedingungen.

Ins Rennen gingen dieses Jahr sieben Mannschaften und somit deutlich weniger als bei den zurückliegenden Veranstaltungen, in denen die Regatta meistens zu einem späteren Termin im Jahr stattfand. Unter diesen sieben Mannschaften befand sich wie schon in den Vorjahren nur eine reine Frauenmannschaft vom RC Tegelort sowie zwei gemischte Mannschaften.

Nach der ersten Runde, die von Spandau über den Sacrow-Paretzer Kanal und über Werder und Potsdam zurück nach Spandau führte, war das Feld bereits zwei Stunden auseinander. Die beiden führenden Mannschaften aus Bonn und Meißen lagen zu dieser Zeit nur fünf Minuten auseinander, die drittplazierte Mannschaft aus Berlin hatte bereits über eine halbe Stunde Rückstand zum zweiten Boot. Zur Mittagspause nach der zweiten Runde, nach der 115 km erreicht sind, gab als einziges Boot die Frauenmannschaft vom RC Tegelort auf, die zu diesem Zeitpunkt bereits fast vier Stunden Rückstand auf das führende Boot aus Bonn hatte. Da sie die Mindestbedingung für die Wertung erfüllt hatten, war für die Mannschaft Sabine Anders, Dagmar Kappel und Cornelia Sieg damit der wiederholte Gewinn des Frauenpokals sicher.

Alle anderen Boote setzten nach der obligatorischen Pause von 30 Minuten die Fahrt fort, wobei der Abstand zwischen den beiden führenden Booten unwesentlich auf neun Minuten gewachsen war. Die weiteren Mannschaften hatten jetzt schon mehr als eine Stunde Rückstand auf das zweite Boot.

Nach der dritten Runde und erreichten 151 Kilometern wurden die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaften immer deutlicher, das Boot aus Meißen lag jetzt schon 18 Minuten hinter den Bonnern zurück, die weiteren Mannschaften folgten in Abständen von ein bis drei Stunden.

Jetzt ging es auf den interessantesten Teil der Strecke, da sich auf den 6,5 Kilometern zwischen BRC Hevella und Rohrdammbrücke die Mannschaften ständig sehen und dadurch z.T. noch beträchtliche Leistungs-steigerungen möglich sind.

Die führenden Bonner vergrößerten den Vorsprung auf die nachfolgen den Boote mit Rundenzeiten zwischen 1:16 h und 1:22 h für 13 km immer mehr, und allmählich schien ein neuer Rekord greifbar zu werden. Aber wie wir aus dem vergangenen Jahr wissen, soll man den Rekord nicht vor dem Ende der Regatta loben...

In der weiteren Plazierung änderte sich bis zum Ende nicht mehr viel, lediglich die auf Platz 5 liegende Mannschaft gab kurz nach Mitternacht mit 164 km auf und fiel dadurch auf den 6. Rang zurück. Alle anderen beendeten die Regatta nach und nach ab 2 Uhr früh.

In diese Zeit fiel dann auch die Einstellung des alten Streckenrekords von 225 km, denn um 2.46 Uhr startete mit inzwischen 229 km die führende Mannschaft in ihre letzte Runde. Da bis zum Ende um 4.00 Uhr nur noch 1:14 h verblieben, waren nun alle Regattabeteiligten gespannt, ob bei dieser Mannschaft zum Schluß nochmals eine Leistungssteigerung möglich sein würde. Da die Ankunft aber erst um 4.02 Uhr registriert wurde, mußten von den erruderten 242 km gemäß Reglement 1 km für angefangene sieben Minuten Zeitüberschreitung abgezogen werden. Die siegreiche Mannschaft: Thorsten Jonischkeit, Michael Keller und Frank Meinhold. Nicht weniger beachtenswert ist aber auch die hervorragende Leistung der nun zweitplazierten Vorjahressieger aus Meißen, die den alten Rekord durch vorzeitige Aufgabe nur knapp verfehlt haben.

Wolfram Tessmer

Ergebnisse:

1.Thorsten Jonischkeit, Michael Keller, Frank Meinhold (Bonner Ruder-Gesellschaft, Berliner Ruder-Club) mit 241 km um 4.02 Uhr,
2. Thomas Winkler, Uwe Gärtner, Thomas Drechsler (Neptun Meißen) mit 220 km um 3.15 Uhr,
3. Gerd Plaumann, Gordon James, Dirk Dreier (Rvg. Hellas-Titania, Märkischer Wassersport, RV Siemens) mit 204 km um 3.03 Uhr,
4. Dirk Sagemühl, Michael Hoffmann, Christian Hammer (RTHC Bayer Leverkusen) mit 200 km um 3.53 Uhr,
5. Barbara Gunlaugsdottir,Arnim Nethe,Annette Schubring (Märkischer RV, BRC Hevella) mit 177 km um 2.16 Uhr,
6. Ragnar Behrend, Doris Himmelsbach, Ulf Meerkamm (BRC Hevella, KRV v. 1877, RC Saffonia) mit 164 km um 0.05 Uhr,
7. (l. Platz Frauenpokal) Dagmar Kappel, Cornelia Sieg, Sabine Anders (RC Tegelort) mit 115 km um 18.29 Uhr.

RUDERSPORT 20/96